Payment-Lösungen sind geprägt von internationalen Anbietern, in erster Linie aus den USA. Wie kann sich Europa hier positionieren?
Rainer Schamberger: Zunächst muss Europa die Kleinteiligkeit über winden, denn die Fragmentierung des Marktes und die Uneinheitlichkeit der Lösungen tragen nicht zur Endkunden-Akzeptanz bei. Die von der EZB forcierte Europäische Payment-Initiative (EPI) zielt genau darauf ab, ein europäisches Schema zu kreieren, da wir eigentlich in Europa alle Ingredienzen dafür geschaffen haben und nicht das Feld komplett an die USA oder asienbasierten Firmen abgeben müssten. Jedoch wird dies nur durch einen möglichst kohärenten Ansatz zum Erfolg führen: den Kunden das Bezahlen „convenient“ und flächendeckend zu ermöglichen. Wir als EGC arbeiten hier gerade an einer Studie, die als Guide für Entscheidungsträger dienen soll. Ich durfte auch Teil der „European Mobile Payment Systems Association“ (EMPSA) sein, die an einer Interoperabilität existierender digitaler Bezahl-Systeme arbeitet – bestehende Lösungen mit Millionen von Nutzern könnten „seamless“ zusammengeschaltet werden.
Ein weiteres Thema bleibt der Ausbau von Instant Payment. Was tut sich hier?
Instant Payment ist für mich „the new normal“, denn der Kunde erwartet in einer technologisch so fortgeschrittenen Welt Bezahlung in Echtzeit. Andere Länder setzen bereits seit einiger Zeit darauf. In unseren Breitengraden ist man hier eher reaktiv unterwegs und positioniert Instant Payment als Premium-Feature, das auch gerne über Gebühr bepreist wird.
Welche Rolle werden Banken hier künftig spielen?
Banken haben noch immer ein sogenanntes „window of opportunity“, um sich im Payment-Bereich nachhaltig zu positionieren. Entscheidende Kriterien werden hier Akzeptanz, Sicherheit, Einfachheit und Mehrwert für den Endkunden sein und genau hier kommt der Handel ins Spiel, da ja Bezahlen nicht für sich steht, sondern immer im Kontext mit einem Grundgeschäft zu betrachten ist.
Regionale Öko-Systeme mit Embedded Finance bringen Vorteile für die Kundinnen und Kunden?
Um an die vorige Antwort anzuschließen: ich möchte als Kunde vor allem Relevanz und Zeitersparnis. Wenn Daten schon vorhanden sind, erwarte ich mir, dass diese für mich am richtigen Ort zur Verfügung stehen. In Europa verstecken wir uns zu oft hinter der DSGVO, die natürlich den Rahmen dafür gewährleisten soll, dass mit meinen (!) Daten kein Missbrauch erfolgt. Was aber nicht heißt, dass, wenn ich als Kunde im Sinne meiner Daten-Souveränität mein Einverständnis gebe, sie für mich nicht positiv verwendet werden dürfen. Mein Greißler früher hat mich auch erkannt, hat mich „das Übliche?“ gefragt und wenn ich kein Geld dabei hatte, konnte ich anschreiben. Übersetzt in die digitale Welt sind wir hier mitten im Thema Öko-System mit mehreren (regionalen) Partnern. Nur das Bezahlen erfolgt eingebettet und implizit.