NEULICH AUF UNSEREM PROJEKT…
Die Projektleitung investierte schon seit einigen Wochen viel Zeit in die Planung der neuen Umsetzungsroadmap. Planzahlen wurden eingeholt und bewertet, Inhalte erarbeitet und abgestimmt.
Als endlich zur Gremiensitzung des entscheidenden Ausschusses die Unterlagen vollständig waren und die Planung auf Hochglanzfolien präsentiert wurde, prasselte es plötzlich übermäßig kritische Gegenfragen und Kommentare wie „ich fühle mich hier gar nicht abgeholt“, „meine Abteilung hat dafür keine Kapazitäten“ oder „wieso soll ich so viel Geld dafür ausgeben?“.
Im Eifer des Gefechts hatte das Projektteam vernachlässigt, dass die primären Stakeholder für das Projekt erst an ihrer jeweiligen Zwischenhaltestelle abgeholt werden mussten und nicht bereits freudig am Ziel „Umsetzung freigegeben“ warteten.
Selbstverständlich wurde die Umsetzung nicht freigegeben, und von nun an regnete es aus benachbarten Abteilungen und Projekten Ressourcenabsagen, kritische Nachfragen zur Sinnhaftigkeit des Vorhabens und Anforderungen von Informationsterminen wegen etwaiger Abhängigkeiten. Das Projektteam musste von vorne anfangen.
WAS LERNEN WIR DARAUS?
1. An der Haltestelle stehen gelassen
Wenn Stakeholder sich nicht abgeholt fühlen, fehlt schnell die Unterstützung für das Vorhaben. Binden Sie die Schlüssel-Stakeholder früh ein und etablieren Sie regelmäßige Abstimmungsgremien, um das Vertrauen zu steigern, von aktiver Unterstützung aus der Linie zu profitieren und die Akzeptanz für das Transformationsvorhaben zu erhöhen.
2. Keine Regierung gewählt
Unklare und komplexe Governance-Strukturen mit internen Stakeholdern, Software-Vendoren und Implementierungspartnern können zu Kommunikationsproblemen und Ineffizienzen in der Umsetzung führen. Indem Sie die Gremienbesetzung inkl. der Verantwortlichkeiten frühestmöglich abstimmen und auch externe Partner miteinbeziehen, beugen Sie diesen Problemen vor.
3. Helden ohne Superkräfte
Überfrachtete interne Ressourcen können den Erfolg einer S/4 Transformation maßgeblich gefährden, denn Inhalte und Zeiten können so nur schwer eingehalten werden. Eine detaillierte Analyse zur Leistbarkeit der Linie mit den Führungskräften unter Einbeziehung des Top-Managements ist daher unumgänglich. Sie sollten bei der Planung zudem die Linientätigkeiten (Stichwort Jahresabschluss) und mögliche Nachfolgereglungen berücksichtigen (insbesondere bei schwer zu besetzenden Positionen wie bspw. IT-Architekten).
Unser Fazit
Wer hat sich nicht schon einmal gewünscht, dass eigene Zuhause stände auf einem großen Grundstück mit genügend Abstand zum nächsten Haus, abgeschirmt durch einen großen Zaun, der neugierige Blicke der Nachbarn und jegliche Anbahnungsversuche fernhält. Doch wer sich abschirmt, der kann auch niemanden zur Grillparty einladen.

Stakeholder-Management ist eine zeitweise sehr fordernde Aktivität und ist geprägt von vermeintlich irrationalen und schwankenden Gemütern. Doch wir können Ihnen nur Mut machen, denn es lohnt sich! Sie werden merken, wie spürbar einfacher die Projektaktivitäten vorangehen, wenn aufgrund von gutem Stakeholder-Management plötzlich alle an einem Strang ziehen.